Mittwoch, 12. September 2007

10 Songs of my life | # 1 Nirvana – Lithium

Sehr schöne Miniserie, die ich hier, hier und hier gesehen habe. Da schließe ich mich doch einfach mal an. Zehn Lieder, die einen Einfluss auf das Leben hatten oder die einem zumindest auch beim 5001. Mal hören noch eine Gänsehaut und einen Kloß im Hals bereiten können.
Anfang der Neunziger war ich, was gute Musik betrifft, noch sehr unbedarft. Ich hörte das, was meine Eltern hörten. WDR 2 im Radio, Schlager, Volksmusik. Rock war für mich das, was Samstagsabends bei Wetten dass..? auftrat. In der Schule hörten alle Dancefloor und Kuschelrock. Und wenn ich ehrlich bin, hörte ich auch mit 13 abends noch zum Einschlafen ???-Kassetten.
Doch all das änderte sich schlagartig, als ich eines Nachmittags bei einem Kumpel vor dem Fernseher saß. Die hatten ja Kabelfernsehen. Bei uns gab es damals nur ARD, ZDF, WDR und SWR. Es lief MTV. Plötzlich rotzten die ersten Gitarrenklänge aus den Boxen und das Bild zeigte eine tobende Menschenmenge. Die folgenden vier Minuten saß ich mit offenem Mund und tränenden Augen vor dem Bildschirm. Ich verstand kein Wort von dem, was der schmuddelige Mann, der da gerade seine Gitarre zerhauen hatte, sang, aber es war mir egal. Ich wusste nur eins. Mir war gerade eine Offenbarung zuteil geworden. Ich fühlte mich, als hätte ich in Gottes Antlitz geblickt. Ich ließ mir die Haare wachsen, schnappte mir Mutters große Schere und zerschnitt meine Jeans. Ich durchwühlte sämtliche Kleiderschränke auf der Suche nach karierten Flanellhemden und ließ mir von meiner Mutter dicke Lederschuhe kaufen. Ich sah nachher total scheiße aus, aber das war mir egal. Ich war Grunge! Und hätte meine Mutter nicht darauf bestanden, dass ich erstmal die Schule zuende machen sollte, wäre ich auf der Stelle nach Seattle abgehauen. Ich ließ mir vom Nachbarn von meinem Kumpel (der war schließlich schon 15) alles von Nirvana Verfügbare auf Kassette aufnehmen saugte damit kiloweise Walkman-Batterien leer. Das war damals noch so einer, der nur in eine Richtung spulen konnte. Aus Vollplastik und so dick wie meine Butterbrotsdose. Aber ich war glücklich.
Als Kurt Cobain sich erschoss, saßen wir bis spät in den Abend im Kreis unserer Gitarrenverstärker, spielten Nirvanalieder und schworen uns, dass Nirvana immer in uns weiterleben sollte.
Und bei Lithium hab ich heute noch einen Kloß im Hals.

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Gute Wahl - Lithium ist ja auch mein liebstes von Nirvana.

basser hat gesagt…

Warum überrascht mich das nicht?? ;)

Anonym hat gesagt…

Äh, ja, meine Verwunderung hielt sich auch in Grenzen. ;)

Kommst du da eigentlich wirklich auf zehn? Mir fallen mit viel Glück im Moment zwei ein... :P

Anonym hat gesagt…

Wenn ich so eine Liste erstellen würde, dann würden Nirvana da in jedem Fall drin vorkommen. Ich kann schon sagen, dass ihre Musik für mich etwas von einer Initialzündung hatte. Definitiv.

Als ich sie zum ersten Mal hörte, waren die in Deutschland noch relativ unbekannt, es war noch vor dem Nevermind-Hype. Aber ich war sofort infiziert. Und auch heute find ich die Musik immer noch sehr geil...

basser hat gesagt…

@fishcat: Ich weiß noch nicht genau, ob ich die 10 wirklich voll kriege, aber ich glaube schon. Mal abwarten!

@herr baader: Nirvana gehört für immer noch zu einer der geilsten Bands überhaupt und ich hätte damals alles gegeben, um sie nur einmal live sehen zu dürfen. Und sie sind schuld, dass ich heute ein Rocker bin! ;)

Anonym hat gesagt…

Für Nirvana als Initialzündung bin ich wohl etwas zu alt - oder ich wäre ein Extraspätzünder, aber an mein erstes Mal Nevermind kann ich mich gut erinnern. Herrlich wie in einem düsteren Metallerschuppen den Sound alle geil fanden, aber keiner konnte es in die vorhandenen Schubladen einsortieren.

Durch den MTV-Hype war die Band dann aber für viele passé.

Nette Serie. Inspiriert mich.

Unknown hat gesagt…

Stimmt, ich hatte die Flanellhemden vergessen. Die waren zu der Zeit richtig groß.