Hab ich eigentlich schon mal die Geschichte erzählt, wie es dazu kam, dass ich im Kolping-Haus in Köln-Mülheim 15 Sozialstunden leisten musste?
Alles begann an einem lauen Sommerabend. Ich war gerade vor ungefähr einem halben Jahr 18 geworden und stolzer Mitbesitzer eines silbernen Ford Fiesta, Baujahr 1992! Mit fünf Türen!
Meine Eltern waren gerade im Urlaub, einer der letzten peinlichen Versuche, ihre Ehe noch irgendwie in den Griff zu kriegen, mein Bruder war auf Jugendfreizeit und ich war alleine zu Hause.
Die meiste Zeit in diesen zwei Wochen hing ich mit meinen Kumpels rum. Wir saßen im Park, grillten, tranken und rauchten. Was sollte man auch sonst im Sommer machen, während die Freundin mit den Eltern über französischer Kanäle schipperte und man selber keine Lust hatte, mit den Eltern wegzufahren, aber auch kein Geld, um es alleine zu tun?
Eines Abends entschieden wir uns, mal nicht in den Park zu gehen. Wir wollten was Verrücktes machen, was Verbotenes.
Einer warf die Idee auf, einen Zigarettenautomaten zu knacken. Geniale Idee. Wir plünderten den Keller von F.s Vater und rüsteten uns mit schweren Gerät aus: Zwei Maglites, ein Brecheisen, eine Metallsäge, mehrere Schraubenzieher und Zangen, einen Hammer und einen Meißel.
Wir warteten, bis die Sonne untergegangen und die Nacht über Köln hereingebrochen war. Ich wusste, wo ein weit abgelegener Zigarettenautomat stand. Im Umkreis von gut einem Kilometer trieb sich dort nachts keine Menschenseele rum. So hoffte ich zumindest.
Zu viert bestiegen wir meinen Silberpfeil, legten den Soundtrack von Bad Boys ins Kassettenradio, kurbelten die Fenster runter, zündeten uns Zigaretten an und fuhren los. Das Licht der Straßenlaternen spiegelte sich in der Windschutzscheibe, als wir durch die Nacht glitten.
Als wir uns dem Automaten am Waldrand näherten, schaltete ich das Licht aus und wir fuhren durch die völlige Dunkelheit des Dünnwalder Dorfwaldes. Nur das Glühen unserer Kippen leuchtete.
Am Automaten angekommen, breiteten wir das Werkzeug auf der Motorhaube aus. Die Strahlen der Maglites zuckten durch die Bäume. Cool und verwegen setzten wir das Brecheisen und den Meißel am Schloss und an den Scharnieren an...
... und mussten ziemlich schnell einsehen, dass wir gegen den Stahl nicht die geringste Chance hatten. Kurz erwogen wir noch, den kompletten Automaten abzusägen und einfach ganz mitzunehmen, verwarfen diesen Gedanken jedoch schnell wieder und stiegen ins Auto.
Ziellos fuhren wir kreuz und quer durch Köln, hörten Musik und rauchten. Irgendwie kam das Gespräch auf die neuen H&M-Poster:
Salma Hayek! Im Bikini! Fast Lebensgroß!
Mit quietschenden Reifen hielt ich am Straßenrand. Ich sah das Funkeln in den Augen der anderen. Der Plan war geboren. Wir hatten die Ausrüstung, wir hatten ein Fluchtfahrzeug und wir hatten eine großen Kofferraum!
An der ersten Bahnhaltestelle hielten wir an. Weit und breit war kein Mensch zu sehen. Sorgsam untersuchten wir den Schließmechanismus des Posterkastens. Ein simpler Dreikantbolzen war alles, was den Kasten verschlossen hielt. F. zückte eine spitze Zange, eine kurze Drehung des Handgelenks und der Deckel öffnete sich. In der nächsten halben Stunde lagen fein säuberlich vier Posterrollen in meinem Kofferraum. An vielen Haltestellen, an denen wir unser Glück versuchen wollten, waren uns bereits andere zuvorgekommen und in den Schaukasten leuchteten einsam die nackten Leuchtstoffröhren.
Wie es so häufig der Fall ist, machte der Erfolg uns leichtsinnig. Ein Poster pro Person wäre ja auch etwas wenig gewesen. Zwei pro Person wären natürlich umso cooler und würden jedem von uns auf ewig den Ruhm und die Anerkennung des kompletten männlichen Freundeskreises einbringen. Wir entschieden uns, weiterzumachen.
to be continued...
Freitag, 14. Dezember 2007
Gesetzeskonflikte...
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5 Kommentare:
Mein lieber Basser, ich bin schockiert. Wenn ich das geahnt hätte, was Du für eine Vergangenheit hast...
Ich hab gerade ne Mail an den bayrischen Justizminister geschickt, dass einer seiner angehenden Juristen Kontakt zu einem verurteilten Verbrecher pflegt... ;)
Vielleicht hab ich ja Glück und es geht als aktive Resozialisierungsmaßnahme durch.
Ich kann dich aber wenigstens soweit beruhigen, dass ich nicht vorbestraft bin... ;)
Jugendstrafrecht gehört zwar zu den Rechtsgebieten, die ich mir für die mündliche Prüfung erst noch draufschaffen muss, aber dass Sozialstunden nur eine Maßregel und keine Strafe sind, hab ich schon mal irgendwann mitgekriegt.
Und für einen Heranwachsenden (also 18- bis 21jährigen) sind 15 Sozialstunden eigentlich überhaupt nichts. In Bayern jedenfalls ist das schon knapp über Streicheleinheiten...
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