Auch die nächsten beiden Poster konnten wir ohne weitere Probleme in unseren Besitz bringen. Doch dann wurde es schwierig.
Scheinbar war halb Köln auf der Jagd nach Salma. Wir mussten immer weiter in die Randbezirke fahren, um überhaupt noch Haltestellen mit gefüllten Schaukästen zu finden.
Nummer sieben fanden wir schließlich in Mülheim. Von der Seitenwand einer Bushaltestelle winkte sie uns zu. Wir hielten an.
Ich ließ den Motor laufen, während wir ausstiegen und den Kasten genauer in Augenschein nahmen.
Tagsüber gehört diese Straße zu den meistbefahrenen in Köln, doch nachts um 3 waren wir dort völlig alleine. Trotzdem sahen wir den Polizeiwagen, der gerade mitten auf der Straße wendete und bei uns anhielt, viel zu spät.
Polizist: „Schönen Abend Jungs! Was macht ihr denn hier?“
Wir: „Äh... wir gucken, wann der nächste Bus kommt.“
P: „Mit laufendem Motor mitten in der Nacht?“
W: „Ja.“
P: „Na kommt, ihr wolltet das Poster klauen, oder?“
W: „Mhh... ähh.. ja, stimmt....“
P: „Gut, bis jetzt hab ihr ja noch nichts gemacht, ist ja kein Problem... Wenn ihr nichts im Kofferraum habt. Macht den doch mal bitte auf.“
Mit zitternden Fingern öffnete ich die Heckklappe. Die sechs Posterrollen grinsten mich hämisch an.
Es folgte eine kurze Vernehmung und die Aufnahme der Personalien. Ich hatte sogar noch Glück im Unglück, ich hatte nämlich weder Ausweis noch Führerschein bei mir... Aber ich glaube, ein Blick in mein kalkweißes Gesicht hat die Polizisten davon überzeugt, dass ich die Wahrheit gesagt habe. Die Poster wurden konfisziert.
Als wir wieder im Auto saßen, fiel uns plötzlich auf, dass der Boden vor den Rücksitzen noch mit Werkzeug aller Art übersät war. Hätte die Polizisten das Brecheisen und den Meißel gefunden, hätten sie uns vermutlich nicht so einfach gehen lassen...
Ungefähr vier Wochen später bekamen wir Post von der Staatsanwaltschaft. Der Vorwurf lautete schwerer Diebstahl und Sachbeschädigung. Gegen das Ableisten von 15 Stunden sozialer Arbeit würde das Verfahren wegen schweren Diebstahls eingestellt. Wegen Sachbeschädigung würde weiter ermittelt. Während wir nämlich noch so nett waren, die Kästen mit einer Zange zu öffnen, hielten sich andere in dieser Nacht nicht mit derlei Lappalien auf und schlugen die Scheiben der Kästen einfach an. Und da wir blöderweise die einzigen Idioten waren, die sich haben erwischen lassen, versuchte man natürlich, uns dafür verantwortlich zu machen. Mangels Beweisen wurde dieses Verfahren jedoch auch kurze Zeit später eingestellt.
Meine Eltern waren natürlich schwerst begeistert, da ich aber wenigstens ohne Vorstrafe geblieben bin, hielt sich ihr Ärger in Grenzen.
Um mir eine Stelle für meine Sozialstunden zuweisen zu lassen, musste ich zu einer Vergabestelle hier in Köln. Während ich dort saß und auf meinen Termin wartete, kam ich nicht umhin, dem Gespräch der beiden jungen südländischen Männer, die mit mir im Wartezimmer saßen, zu lauschen:
1: „Ey, Alta, wieviel musste?“
2: „180... Drogen getickt... Und du?“
1: „200... schwere Körperverletztung.“
2. „Ey...Alta! Krasse Aktion, Alta! Hey, du da! Wieviel musst du?“
Ich: „Ähh...ähh... fünf... äh... 150! Autoradios gezockt!“
Glücklicherweise wurde ich in diesem Moment aufgerufen und musste nicht weiter ins Detail gehen. Und so kam ich ins Kolpinghaus Köln-Mülheim...
to be continued
Dienstag, 18. Dezember 2007
Gesetzeskonflikte (2)...
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3 Kommentare:
Ischwöre ey, du biss äscht krass, alta! Unso korräkkt criminal drauf...;-)
Wie enttäuschend. Ich habe mich jetzt schon auf einen Bericht von der Gerichtsverhandlung gefreut... ;-)
Ist dass das Kolpinhaus welches ganz in der Nähe dieser Bushaltestelle ist?
Also in der Ecke muss man immer mit Polizei rechnen..zu jeder Tages und Nachtzeit
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